Oft werde ich gefragt, warum und wie ich Knubbelmac.de ins Leben gerufen habe. Um bei der Antwort nicht jedes mal zwei Stunden wild gestikulierend auf dem Münsterplatz von Japa^WTouristen fotografiert zu werden gibt es zum runden Jubiläum heute (22.7.2009) einen Abriß der Anfänge.
Ernsthaft angefangen habe ich mit dem Atari 1040STF[*]. Der Amiga 1000 bot keine professionelle Software und war nicht flimmerfrei, PCs waren lahm und es gab nur DOS, und der Mac war für den Schüler, der ich damals war, mit deutlich über 8000 DM unbezahlbar. Der Atari hatte eine ähnliche Oberfläche für nur 2000 DM, nicht umsonst hieß er in Anspielung an den damaligen Chef von Atari, Jack Tramiel, auch »Jackintosh«. Es war, auch rückblickend, eine gute Kaufentscheidung.
Über die Jahre las und arbeitete ich mich in User Interface Design ein und die Bücher für GEM/TOS am Atari gaben sanfte Hinweise zu den AHIGs, den Apple Human Interface Guidelines. Also las ich auch die. Gutes Zeug, das auch so manchem Webdesigner von heute guttun würde.
Mit der Plattform Atari ging es ab 1992 steil bergab und ich sah mich nach anderen Ufern um. Zwischenzeitlich gab es von Apple eine Low-Cost-Baureihe (»LC«), später Performa genannt. So kam ich zum Performa 475 (»die Pizzaschachtel«), auch ein guter Rechner, solide, leise, schnell, hohe Grafikauflösung. Aber die Bilder aus den AHIGs von den Anfängen der Mac-GUI ließen mich nicht los und ich entdeckte die Würfelmacs für mich nachträglich. Ende 1998 musste ich mir einen SE/30 aus dem Kleinanzeigenteil der Macwelt kaufen. Vielen Dank noch an den netten Kölner, der mir für 400 DM einen Würfelmac mit völlig eingebrannter Bildröhre schickte, die er als »technisch top« beschrieben hatte. Von dieser Behauptung wollte er auch am Telefon nicht Abstand nehmen.
Aber meinem Feuer für das Thema tat das kaum einen Abbruch. Die nächsten SEs und Plus kamen hinzu und ich stellte fest, dass es entgegen meiner Erfahrungen von Mitte-Ende der Achtziger durchaus bezahlbare oder gar kostenlose oder freie Software für diese Rechner gab, aber kaum eine Stelle an der das beschrieben war. Einige amerikanische Websites pflegten den Vintage-Kult, aber mit einem Webseiten-Stil, der heute als Web 0.7 beschrieben werden dürfte: Frames, Blinki-GIFs und Font-Salat.
Mir schwebte da etwas ohne diesen Ballast, dafür mit mehr und deutschsprachigem Inhalt vor. Unterhalb der hoffart.de-Domain wuchsen Anfang 1999 erste Inhalte mit Beschreibungen, wie man mit den SE und SE/30 ins Internet kommt (mit MacTCP und FreePPP) und welche Textverarbeitungen es gibt und gab. Das war der Nukleus, aus dem dann am 22. Juli 1999 knubbelmac.de entstand. Die Seiten wurden sehr schubweise ausgebaut, monatelange Phasen des Stillstands wurden abgelöst von heftigen Um- und Ausbauten.
Ein Grundproblem, das mich seitdem begleitet ist die Struktur und die Hierarchie der Seiten, mit denen ich noch nie wirklich glücklich war. Die Umbauten in diesem Bereich mündeten in einer viele Kilobyte langen mod_rewrite-Anweisungswüste für den Webserver, der hunderte alte Adress- und Seitenangaben für die inzwischen veralteten Knubbelmac-Versionen auf die aktuellen Adressen umschreibt. So funktionieren auch alte Links und Bookmarks aus der Zeit von 1999 größtenteils noch heute.
Es war mir auch stets ein Anliegen, dass die Seiten zumindest weitgehend auch mit wirklich alten Browsern wie Netscape 2 oder Internet Explorer 2.1 betrachtbar bleiben. Darum sind viele moderne Entwicklungen wie AJAX oder PNG-Bilder für Knubbelmac.de außen vor geblieben; früh aber legte ich Wert auf die Trennung von Inhalt und Gestaltung via HTML und CSS, auch da dies die Wartbarkeit gerade für alte Browser deutlich vereinfacht. Der Kern von Knubbelmac.de ist heute mit komprimierter Auslieferung, aggressiver Cache-Optimierung und einem kleinen CDN sehr modern, nur die Erscheinungsweise passt nicht ins Web-2.0-Bild.
Die ursprüngliche Idee, die Website von eventuell mehreren 68k-Macs als Webserver ausliefern zu lassen musste ich schnell wieder fallen lassen, sie ging nie in den Produktivmodus. Die Angriffe im Netz zu der Zeit waren so zahlreich, dass die aus einer freundlicheren Phase der DFÜ stammenden 68k-Rechner kaum noch Resourcen für die ernsthaften Anfragen von Surfern zur Verfügung stellen konnten. Ein massiver Hardware-Einsatz von Firewalls und ähnlichem modernen Kram hätte das zwar mildern können, dem ganzen aber seinen Retro-Charme genommen.
Das Interesse der Leserschaft hat gegenüber Anfang des Jahrtausends zwar leicht nachgelassen, wohl auch da zum einen Würfelmacs rarer werden und zum anderen weil inzwischen viel deutschsprachige »Konkurrenz« entstanden ist, aber eine dreistellige Anzahl von »unique visitors« pro Tag generiert immer noch wöchentliche Zuschriften per E-Mail, über die ich mich sehr freue.
Für die Zukunft gibt es noch so viel zu tun und zu schreiben, dass ich das Ganze in einer Projektmanagement-Software steuere, um den Überblick zu behalten.
In naher Zukunft wird es Fotos von Britt Schilling geben sowie der Ausbau der Themen Drucken, Netzwerke sowie Software-Einträge.