Aufrüsten & Beschleunigen

Neben den allseits bekannten Maßnahmen (ältere Systemversion installieren, überflüssigen Ballast aus dem Systemordner entfernen) gibt es auch die Tuning-Methode, um einem Würfelmac Beine zu machen: der Einsatz schnellerer Hardwarekomponenten sowie ein paar kleine Tricks.

Schnellere Festplatten

Zu den Hochzeiten der Würfelmacs waren erschwingliche SCSI-Festplatten nicht gerade schnell, wenn man heutige Maßstäbe ansetzt. Apple hat in den Würfeln gerne Quantum verbaut - 40 oder 80 MB Klötze, die zudem recht laut sind und viel Abwärme produzieren.

In einem Mac Plus, SE und Classic lohnt es sich kaum, eine allzu aktuelle (und damit schnelle) Festplatte zu verbauen - die Rechnerleistung in Verbindung mit dem eingesetzten SCSI-Interface lassen keine hohen Transferraten zu. Eine Festplatte von 1990-94 reicht vollkommen aus.

In allem, was neuer ist, kann eine IBM DPES oder IBM DCAS, eine Quantum Trailblazer (sehr leise!) oder ähnliche, spürbare Beschleunigung bringen. Als netten Nebeneffekt hat man auch wieder viiieeel Platz auf der Platte.

Jede heute kaufbare Fast- oder Ultra-SCSI-Platte läuft in den Würfelmacs. Ultra-Wide- (UW-) SCSI-Platten benötigen jedoch einen teuren Adapter - man nehme lieber die Ultra-SCSI-Variante und spare sich das »wide«. Nun werden mechanische Festplatten zum einen nicht jünger und zum anderen genau deswegen bei Gebrauchtkauf auch immer teurer. Bei eBay werden für 4 GB Festplatten mit 50pin SCSI, also genau was man im Würfelmac haben will, inzwischen auch gerne für 50€ aufwärts gehandelt.

Zum Partitionieren bzw. Initialisieren siehe den SCSI-Report zum Thema LIDO.

(Micro-) SD-Card als Platte

Findige Tüftler haben Adapterplatinen entwickelt, um Flash-basierte Speichermedien als SCSI-Festplattenersatz nutzen zu können. Dadurch kann man Micro-SD-Karten, SD-Karten oder CompactFlash-Kärtchen auf eine Platine einstecken und an diese ein 50pin SCSI-Festplattenkabel anklemmen - und schon sieht der Mac das Flash-Kärtchen als Festplatte. Die Vorteile liegen auf der Hand: die Karten sind gut transportabel, leicht erhältlich und können auch einfach an modernen Rechnern gecloned oder bespielt werden.

Name adaptiert von nach Kosten (ca.) Neu verfügbar?
BlueSCSI EU1, BlueSCSI EU2 MicroSD 50pin SCSI II ca. 57 €, aus EU Neuware
ZuluSCSI SD 25 & 50pin SCSI II ca. 90€ aus DE Neuware
ZuluSCSI Mini MicroSD 25pin SCSI I async ca. 99,80 € aus DE Neuware
PiSCSI MicroSD 50pin SCSI II ca. 49 €, aus DE, Raspberry Pi zus. benötigt Neuware

Mehr Arbeitsspeicher

Nur eines ist besser als viel Arbeitsspeicher: noch mehr Arbeitsspeicher!

RAM kann man eigentlich nie genug haben. Die 68000er Würfelmacs (Plus, SE, Classic) haben ein Maximum von 4 MB, die neueren 10 MB (Classic II, ColourClassic) bzw. 128 MB (SE/30, ColorClassic II).

Genug RAM beschleunigt insofern, als man eine RAM-Disk anlegen kann, um darin z.B. den Browsercache unterzubringen - oder man muss nicht so häufig Programme starten, da Tools wie BBEdit Light oder das Lieblings-E-Mail-Programm dauerhaft im Speicher bleiben können.

Entschleunigend wirken dagegen große Speichermengen beim Starten des Rechners, da der Mac dabei allen Hauptspeicher prüft. Bei 64 oder gar 128 MB summiert sich die Wartezeit auf einige Minuten, 20-32 MB ist daher ein guter Kompromiss.

CPU-Beschleuniger

Wer mehr Rechenleistung benötigt, damit sehr große Textdokumente schneller umbrochen werden oder die 3D-Grafik fixer eingeblendet wird, der sollte über einen CPU-Beschleuniger nachdenken. Damit werden alle rechenintensiven Operationen beschleunigt, nicht jedoch Datentransfers von und zur Festplatte und ins Netzwerk. Die Bandbreite der verfügbaren Lösungen reicht von 20% Gewinn bis hin zu über 500%. Es gibt zu viele Produkte, um auf alle einzeln einzugehen, aber ein paar, die mir besonders interessant schienen, picke ich heraus.

CPU-Upgrade für den SE/30

  1. Daystar Digital Turbo040 und STRATOS TwinSpark

    Daystar gibt es leider seit Jahren nicht mehr. Auf eBay und ähnlichen Auktionshäusern kann man immer wieder eine Daystar Turbo 040 ersteigern - ein fixer Beschleuniger mit Motorola 68040 CPU, 33 bzw. 40 MHz und 128 KB Level-2-Cache. Die Karte läuft ohne Adapter nur im L2-Cache-Slot des Mac IIci - für alle anderen Rechner, in die sie sonst paßt, benötigt man Adapter.

    Mit der Digital Turbo040 hat man eine effektive Beschleunigung um etwa Faktor 4 bis 5. Der SE/30 scheint im Vergleich zum Originalzustand zu fliegen. Wer das nötige Kleingeld hat (s.u.): das ist die beste Beschleunigerkarte für den SE/30.

    Man benötigt jedoch einen PDS-Adapter, der äußerst selten ist - ich habe wochenlang erfolglos gesucht. Dann wurde ich in Japan fündig: ein netter Mensch (s.u.) hat dort eine neue Adapterkarte produziert, die nebenbei auch noch den Einsatz einer weiteren Karte neben dem eigentlichen Beschleuniger zuläßt.

    Normalerweise würde die Daystar-Karte den einzigen Steckplatz im SE/30 belegen, doch mit eben der STRATOS TwinSpark-Karte aus Japan kann man noch eine weitere Karte außer der Daystar einstecken: etwa eine Grafik- oder Ethernetkarte.

    Von Stratos Twinspark unterstützte Beschleunigerkarten:
    • Daystar Digital Turbo 040 - die schnellste mit 68040/33
    • Daystar Digital PowerCache Universal (P33 oder später) - mit 68030/50, etwa halb so schnell wie die Turbo 040
    • Diimo Technology Diimo Cache
    Ohne Beschleuniger läuft der Stratos-Twinspark-Adapter nicht!
    Von Stratos Twinspark unterstützte PDS-Karten:
    • Interware Vimage SE/30 (Avok) - Grafikkarte für externe Bildschirme
    • XceedColor30, MacroColor30 - Grafikkarte mit bis zu 256 Graustufen auf dem internen Bildschirm des SE/30
    • Radius DirectColor30 (Pivot Interface SE/30) - Grafikkarte für externe Bildschirme
    • RasterOps 283 for SE/30 - Grafikkarte für externe Bildschirme
    • SuperMac Spectrum SE/30 - Grafikkarte für externe Bildschirme
    • Asante MacCon30 - Ethernet-Netzwerkkarte
    • Dayna Port SI30 - Ethernet-Netzwerkkarte
    • Farallon EtherPort SE/30 - Ethernet-Netzwerkkarte
    • Sonic SE/30 EtherCard - Ethernet-Netzwerkkarte
    Von Stratos Twinspark nicht unterstützte Beschleunigerkarten:
    • Micromac Carrera 040

    Wichtig: Ein mit der STRATOS TwinSpark und der Daystar Turbo 040 bestückter Würfelmac muß gut entlüftet werden, da er sonst überhitzt. Keinesfalls reicht der Walzenlüfter aus, der z.B. in manchem SE-Gehäuse zu finden ist. Ich empfehle den Ersatz des Originallüfters durch ein stärkeres Modell.

    Wenn der Mac nach Einsatz des Beschleunigers nicht startet, dann kann das an einer zu schwachen 5V-Versorgung liegen: dpsctrl mit einem Conrad-Netzteil (DPS-2010, DPS-4005, DPS-8003) (Labornetzteile) kann Lücken aufdecken helfen. Wenn es daran liegt, muss man die Ausgangsspannung des SE/30 etwas aufdrehen, was aber nur von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden darf. Auch schuldig kann der verwendete Festplattentreiber sein, der nicht 68040-fest ist. Im Zweifel verwendet man LIDO, FWB Hard Disk Tools oder Intech Hard Disk Speed Tools.

    Der Spaß ist allerdings relativ teuer: außer den Kosten für die Daystar-Karte an sich (ca. 50 EUR) muß man mit 175 US-$ für die STRATOS TS rechnen. Dazu kommt dann noch die Einfuhrumsatzsteuer (Mehrwertsteuersatz)

  2. Daystar Digital PowerCache Universal P33

    Der kleine Bruder der Daystar Digital Turbo 040 ist der PowerCache P33, bestückt mit einem Motorola 68030 und 68882 mit je 50 MHz sowie 32 KB Level-2-Cache. Einige wenige Modelle wurden auch ohne FPU (68882) ausgeliefert.

    Interessant an dieser Karte ist die hohe Kompatibilität. Der 68040 der Digital Turbo 040 hat z.B. ein anderes Cache-Verhalten als der originale SE/30, beim P33 kommt jedoch mit dem 68030 die gleiche CPU zum Einsatz, wie der SE/30 sie ab Werk verbaut hat - nur eben viel höher getaktet.

    Der PowerCache P33 mit 50 MHz kommt ungefähr auf das Niveau einer (nicht existierenden) Digital Turbo 040 mit 20 MHz im Integer-Bereich, im Gleitkomma-Bereich liegt er etwas weiter zurück.

  3. DiiMO Technology DiiMO 030 Accelerator/50

    Bietet einen 68030-Prozessor mit 50 MHz, 64 KB L2-Cache ohne Waitstates und optionalen 68882 Co-Prozessor. Preise für den SE/30: ohne Co-Prozessor: 199 US-$; mit Co-Prozessor: 249 US-$.

    Verfügbar (und nach wie vor verkauft!) für Macintosh II, Macintosh IIx, Macintosh IIci, Macintosh IIvx, Macintosh IIvi, Macintosh IIsi, Macintosh IIcx, Macintosh SE/30, Macintosh LCIII, Performa 450, Performa 600, Performa 520, LC 520

  4. SE/30-Beschleuniger-Übersicht

    Beschleuniger CPU FPU Takt L2-Cache Anschluss Adapter
    Daystar Digital Turbo 040 68040 eingebaut 33 oder 40 MHz 128 KB IIci-PDS Daystar-Adapter oder Stratos Twinspark erforderlich; PDS nicht durchgeschleift
    Daystar PowerCache P33 68030 keine oder 68882 50 MHz 32 KB IIci-PDS Daystar-Adapter oder Stratos Twinspark erforderlich; PDS nicht durchgeschleift
    DiiMO 030 Accelerator/50 68030 68882 50 MHz 64 KB SE/30-PDS -

Für den Colour Classic

Grafikkarten

Für den SE und den SE/30 gibt es Grafikkarten zuhauf, etwa von Storm. Meist erlauben sie den Anschluß eines 19" Schwarzweiß- oder Graustufenmonitors, um die Beschränkungen des internen 9" Schirms aufzuheben.

Die Micron Xceed ist für SE/30-Besitzer doppelt interessant: sie erlaubt die Darstellung von 256 Graustufen auf dem originalen SE/30-Bildschirm! Alternativ kann man einen externen Bildschirm anschließen - dann ist das Onboard-Video wieder schwarzweiß. Die Karte ist nicht mehr neu erhältlich und wird in den Privatmarktforen teuer gehandelt.

Für den SE gab es auch eine Reihe von kombinierten Beschleuniger-/Grafikkartenlösungen von Mobius: etwa eine Grafikkarte nebst 19"-Monitor und ein 68030-Beschleuniger mit 33 MHz und bis zu 16 MB Arbeitsspeicher auf einer Karte. Auch diese Karten sind aufgrund ihrer Seltenheit sehr gesucht.

Tricks

Alle Würfelmacs: Den Disk-Cache (im Speicher-Kontrollfeld) sollte man nicht zu hoch setzen: sehr große Werte (über ein MB) beschleunigen zwar den Zugriff auf viele kleine Dateien, bremsen aber den kontinuierlichen Datendurchsatz. Werte wie 64 KB oder 128 KB haben sich als praxistauglich erwiesen.

ColourClassic: Kein echter Tip, dennoch erwähnenswert: je mehr Farben der ColorClassic darstellen muss, desto mehr geht die Darstellungsgeschwindigkeit in die Knie. Wer also gerade sowieso nur Texte tippt, der kann auch mit der schwarzweiß- oder 16-Farb-Darstellung leben.

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Letzte Änderung: 2022-05-10, 21:02:02 (CEST)
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